Seelenkalender
27

In meines Wesens Tiefen dringen
Erregt ein ahnungsvolles Sehnen
Dass ich mich selbstbetrachtend finde
Als Sommersonnengabe die als Keim
In Herbstesstimmung wärmend lebt
Als meiner Seele Kräftetrieb.


Freitag, 31. Dezember 2010

Übergang


Das ganze Leben und jede Zeit ist von Wandlung geprägt, von Anfängen und Enden, von Enden und Anfängen, aber an keinem Tag im Jahr ist dies so spürbar, wie am letzten Tag im Jahr. Ein Zeitabschnitt geht zu Ende und ein neuer Zeitabschnitt beginnt. Draußen scheint heute die Sonne und der Schnee glitzert in den Strahlen, schmiltz von den Dächern und tröpfelt herunter. Beinahe werden Frühlingsgefüle geweckt. Wir bereiten uns vor für die große NULL am heutigen Abend, die Wohnung wird geputzt, das gute Essen bereitet, die feierlichen Kleider gebügelt. Alles mit diesem unbeschreiblichen Grummeln, diesen Schmetterlingen im Bauch. Keiner weiß so wirklich warum, aber es ist da und viele nehmen es wahr. Es ist keine normale Aufregung vor einer Feierlichkeit oder Festtagsstress. Das war vielleicht früher einmal das Ettiket. Heute ist es einfach dieses sehr präsente Gefühl der Wandlung.

"Wolle die Wandlung. O sei für die Flamme begeistert,
drin sich ein Ding dir entzieht, das mit Verwandlungen prunkt;
jener entwerfende Geist, welcher das Irdische meistert,

liebt in dem Schwung der Figur nichts wie den wendenen Punkt.


Was sich ins Bleiben verschließt, schon ist`s das Erstarrte;

wähnt es sich sicher im Schutz des unscheinbaren Grau`s?

Warte, en Härtestes warnt aus der Ferne das Harte.

Wehe -: abwesender Hammer holt aus!


Wer sich als Quelle ergießt, den erkennt die Erkennung;

und sie führt ihn entzückt durch das heiter Geschaffne,

das mit Anfang oft schließt und mit Ende beginnt.


Jeder glückliche Raum ist Kind oder Enkel von Trennung,

den sie staunend durchgehn. Und die verwandelte Daphne will,

seit sie Lorbeern fühlt, dass DU dich wandelst in Wind."


Rainer Maria Rilke
(hier gefunden)

Heute wünsche ich allen einen bewußten und wachen Übergang, feierlich und freudig, in Verwabschiedung und Dankbarkeit für das Alte und in Offenheit und Liebe für das Neue.

AusTiefstemHerzen
Jasna

8 Kommentare:

Monika Maria Neumeyer hat gesagt…

DA
bin Ich
zu finden : )

Alles Liebe
Monika

Belinda hat gesagt…

Liebe Jasna,

danke für Deine Gedanken über Wandlungen in Zeiten wo so viele Menschen Sicherheit suchen.

…..“von Wandlung geprägt, von Anfängen und Enden, von Enden und Anfängen, aber an keinem Tag im Jahr ist dies so spürbar, wie am letzten Tag im Jahr.“….

Heute Mittag (31.12.2010) ging ich zum Einkaufen, kämpfte mit dem Matsch auf der Strasse, ging immer wieder den Leuten aus dem Weg, oder die Leute gingen mir aus dem Weg, weil der begehbarer Teil des Weges so schmal war als ich eine Stimme eines Jungen (vielleicht 12 Jahre alt) hörte der da sagt: „Wir haben den Weg frei gemacht damit Sie vorbei gehen können“ (in seiner Begleitung war noch ein Junge, vielleicht 8 Jahre alt und ein erwachsener Mann, vielleicht der Vater?).
Ich habe mich bedankt, war aber dermaßen im Herzen berührt dass mir die Tränen kamen und ich den ganzen Weg suchte meine Tränen (die kamen immer wieder) vor den vorbeilaufenden Menschen zu verbergen…
Die Stimme des Jungen hörte sich soooo engelhaft an.

Dann auf dem Weg zurück gehe ich einem Mann, der ein Baby Wagen schob aus dem Weg und er bedankte sich auf eine besonderes rührende Weise. Ja, da kamen mir wieder die Tränen der Rührung…
So erlebte ich den letzten Tag des Jahres voller Rührung und Dankbarkeit…

Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein Liebe- und Glückerfülltes neues Jahr 2011:):):)

Herzlichst Belinda

PS. Kurt Tucholsky sagte mal: „Eins ist sicher! Nichts ist sicher! Noch nicht mal das ist sicher!“:)

Herr Maria und Dezibella hat gesagt…

liebe jasna,
schoen...hier die musik zum gedicht, von freunden aus der prignitz vertont (hoffe der link funzt :-))
ein frohes neues und gruesse die kinder!
anka

Herr Maria & Dezibella hat gesagt…

so jetzt aber...

JANET hat gesagt…

Liebe Jasna... ich wünsche uns ein gutes 2011. ins neue Jahr hab ich eine Loki getrunken..und abgetanzt.
und an euch Lieben hier gedacht...

herzliche Grüße in die Runde
Janet

Anonym hat gesagt…

Der Übergang ins neue Jahr ist ein willkürlich festgelegter Fixpunkt in unserem Kalender, im Grunde ein Paradoxon. Wandlung als Fixpunkt.
Und doch bis in die Tiefe wahr, weil Wandlung der einzige Fixpunkt ist.
Neujahr ist immer.
In diesem Sinne dir und Allen anderen
ein gesegnetes Neues Jahr. ;)

Jasna Caluk hat gesagt…

Ja, Nene, so ist es, wie ich es eingangs auch schrieb.
Was ich mich jedoch gerne mal frage ist, wie es gesellschaftstechnisch mit den wirkenden Kräften in den jeweiligen Jahres- und Festtagszeiten aussieht.

Wenn ich es richtig verstehe, dann werden (aus anthroposophischer Sicht) jeweils immer zu den verschiedenen symbolischen Zeiten im Jahr, bestimmte Bewusstseinsprozesse im Einklang zwischen Mikro- und Makrokosmos begünstigt und zB (wie es JETZT gerade der Fall ist) das Wissen um diesen Fixpunkt der ewigen Wandlung tiefer als sonst gedacht, gefühlt, beseelt und so BEWUSST durchdrungen.

Ist dieser Jahresübergang, die Adventszeit, der Heilige Abend...? sind das alles willkürlich gewählte Daten?

Wie auch immer? Ob Willkür oder Einklang... ich schätze es lohnt sich diese Zeit für eine Potenzierung der Idee (der Wahrheit oder Identifizierung) des ewigen Wandels zu nutzen...

Denn das, liebe Belinde (um auf Dein Zitat über Sicherheit zu kommen) ist so das einzige, was für mein Empfinden Sicher ist:
Die Wandlung
Oder ein anderes Zitat, was mir auch gefällt:

"Sicherheit ist des Unglücks erste Ursache"
Im Sinne von allem, was man diesem IchBin... hinzufügen könnte.

@Anka
Danke für den Link :-)

@Janet
Was ist eine Loki?

Und Euch, Ihr Lieben, auch ein gesegnetes und glückliches Jahr 2011.
VonHerzen
Jasna

Anonym hat gesagt…

Eine Loki ist ein Cocktailname..
da wird Southern Comfort genommen für den Caipi statt Zuckerrohrschnaps. :o)

Im übrigen las ich letzens gerade ansatzweise was zu dem Zeitpunkten oder Fixpunkten von Weihnachten und Sylvester..bei einem Rudolf Steiner Vortrag... muss ich mal raussuchen.

Liebe Grüße

JANET